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Solange du funktionierst, hat doch keiner ein Problem mit dir

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Warum wir gelernt haben, weiterzumachen – und wann das Funktionieren krank macht

„Solange du funktionierst, hat doch keiner ein Problem mit dir.

“Viele Frauen kennen diesen Satz – ausgesprochen oder unausgesprochen.

Er steckt in den Erwartungen anderer, in den Blicken im Büro, im Familienalltag, in der Art, wie wir über uns selbst denken.

Funktionieren bedeutet: Du bist da. Du leistest. Du machst weiter.

Auch, wenn du eigentlich nicht mehr kannst.

Doch was heißt das eigentlich – funktionieren?


Was „Funktionieren“ bedeutet

Funktionieren ist zunächst nichts Schlechtes.

Es ist die Fähigkeit, in Krisen stabil zu bleiben.

Es ist das automatische Weitermachen, das uns durch herausfordernde Lebensphasen trägt.

Es ist eine Ressource, die aus Anpassung, Verantwortung und innerer Stärke entsteht.

Viele Frauen haben gelernt:

Wenn ich funktioniere, bin ich sicher.

Wenn ich stark bin, werde ich gebraucht.

Wenn ich gebraucht werde, werde ich geliebt.

Diese Logik hat oft ihren Ursprung in Kindheitserfahrungen – in Familien, in denen Leistung oder Anpassung mit Anerkennung belohnt wurde.

So wurde Funktionieren zu einer Überlebensstrategie.


Wann Funktionieren hilfreich ist

Funktionieren hilft uns, in stressigen Zeiten handlungsfähig zu bleiben.

Es ist wichtig, wenn wir Verantwortung tragen – für Kinder, für Arbeit, für den Alltag.

In akuten Krisen stabilisiert es.

Es sorgt dafür, dass das Leben weiterläuft, auch wenn innen gerade Chaos herrscht.

Aber:

Was uns kurzfristig schützt, kann langfristig erschöpfen.


Wenn Funktionieren krank macht

Ungesund wird Funktionieren, wenn es keine Wahl mehr ist.

Wenn du gar nicht mehr spürst, dass du funktionierst.

Wenn dein Körper längst auf „Stopp“ steht – aber dein Kopf sagt: „Weiter.“

Typische Anzeichen sind:

  • Dauerhafte Anspannung, Schlafstörungen, Gedankenkreisen

  • Das Gefühl, ständig „an“ zu sein, aber innerlich leer

  • Schwierigkeiten, Freude oder Ruhe zu empfinden

  • Schuldgefühle, wenn du nichts tust

Viele Frauen beschreiben diesen Zustand als inneres Gefängnis aus Pflichten.

Frau lächelt, man macht weiter – aber der Körper schreit leise nach Halt.


Der Preis des Funktionierens

Funktionieren ohne Fühlen trennt uns von uns selbst.

Wir verlieren das Gespür für unsere Bedürfnisse, für Grenzen, für das, was uns gut tut.

Der Körper wird zum Träger des Systems – nicht mehr zum Zuhause.

Und das Tragische ist:

Solange du funktionierst, wird dich kaum jemand stoppen.

Erst wenn du zusammenbrichst, merken andere, dass du zu viel getragen hast.

Deshalb ist es so wichtig, die Pause zu suchen, bevor der Körper sie erzwingt.


Der Weg zurück: von „Ich muss“ zu „Ich darf“

Der erste Schritt ist Bewusstheit.Zu merken: Ich funktioniere gerade mehr, als ich lebe.

Dann darfst du dich fragen:

  • Wo tue ich Dinge aus Pflicht, nicht aus Verbindung?

  • Wo sage ich Ja, obwohl alles in mir Nein meint?

  • Wo darf ich mir erlauben, langsamer zu werden?

Funktionieren ist kein Fehler – aber du darfst entscheiden, wann es genug ist.

Du darfst dich anlehnen, innehalten, schwach sein.

Denn wahre Stärke beginnt dort, wo du dir erlaubst, nicht stark zu sein.


Hör die ganze Folge:

In der ersten Episode von „Mausi, lass uns reden“ sprechen meine Freundin und Frauenaktivistin Lucia und ich über das Thema

„Solange du funktionierst, hat doch keiner ein Problem mit dir“.

Ein Gespräch über weibliche Rollenbilder, mentale Erschöpfung und die stille Wut, die entsteht, wenn man zu lange weitermacht.


Erhältlich auf Spotify, Apple Podcasts & überall, wo’s Podcasts gibt.

 
 
 

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